12 Lehrertypen – und wie man sich und anderen Lehrkräften auf die Schliche kommt. Marcus Damm (2023)

Geleitwort von von Dominik Aebersold
Fachkräfte und im Speziellen Lehrpersonen identifizieren sich stark mit ihrem Beruf und die meisten haben den Anspruch, es gut machen zu wollen. Das heißt, sie tragen unserer Erfahrung nach eine Frau Rottenmeier, so heißt die im Fallbeispiel beschriebene sehr gewissenhafte Lehrerin, in mindestens mittlerer Ausprägung in sich: Ordnung, Disziplin, hoher Leistungsanspruch an sich selbst und an die Schüler:innen stehen dafür beispielhaft. Und auch eine Frau Sezuan, so der Name der im Fallbeispiel dargestellten überfürsorglichen Pädagogin, ist den meisten Lehrkräften sehr vertraut: Empathie, Hilfsbereitschaft, zu viel selbst übernehmen und den Schüler:innen gegenüber möglicherweise allzu nachsichtig zu sein, seien hier als Beispiele genannt.
Die typischen Merkmale dieser zwei Persönlichkeitsstile – wie auch diejenigen der übrigen Persönlichkeiten –, können einerseits sehr hilfreich bei der Ausübung des Lehrer:innen-Berufes sein, sind also Ressourcen. Andererseits gehen mit den Persönlichkeitsfacetten mit einer deutlichen Ausprägung auch Fallstricke einher. Bei den daraus entstehenden Schwierigkeiten liegt der Eigenanteil an diesen oft im ‚toten Winkel‘ und die Betroffenen verorten die Ursachen häufig bei den anderen oder den Umständen, ein Mechanismus, der in der Schemapädagogik „externale Kausalattribuierung“ genannt wird.
Der Aspekt der Persönlichkeiten ist ein zentraler und gut nachvollziehbarer Bereich im Rahmen der Schemapädagogik. In unseren Weiterbildungen beschäftigen wir uns deshalb intensiv mit dem Thema Persönlichkeitsstile, auch weil die Merkmale der verschiedenen Persönlichkeiten mit der entsprechenden Fachkenntnis gut identifiziert werden können.
Die von Jeffrey Young beschriebenen Schemata, stellen ein zentrales Element der Schemapädagogik dar. Diese werden von den Betroffenen jedoch verschieden ‚gelebt‘– erduldend, vermeidend und überkompensierend –, was eine Identifikation der Schemata sehr schwierig bis fast nicht möglich macht. Deshalb eignen sich die Persönlichkeitsfacetten sehr gut als Einstieg in die Thematik, auch weil nicht nur die Fallstricke, sondern auch die Ressourcen beleuchtet werden.
Der von Marcus Damm gewählte Ansatz, in dem vorliegenden Buch die 12 Lehrer:innen-Typen zu beschreiben, ist didaktisch sehr überzeugend und wirkungsvoll und einer, den wir auch in unseren Weiterbildungen einsetzen: Nämlich, die Auseinandersetzung der Fachkräfte mit den verschiedenen Persönlichkeitsstilen anhand der eigenen dominanten Persönlichkeits-Merkmale und somit auch mit sich selbst.
Die sehr anschaulichen, idealtypisch skizzierten Fallbeispiele von Lehrpersonen mit ihren einprägsamen Namen wie Frau Rottenmeier, Herr Trumb, Frau Sezuan etc. ermöglichen der Leserschaft gleich zu Beginn, einen guten Eindruck von der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur zu vermitteln.
In der Folge werden die Lehrer:innen-Typen sehr gut nachvollziehbar und ausführlich beschrieben, und zwar nicht – wie häufig – auf abstrakte und theorielastige Weise. Die Beschreibungen orientieren sich am Alltag und an der Berufspraxis der Lehrpersonen: Beispielsweise, welches Selbstverständnis derart gelagerte Lehrpersonen mitbringen, welche Sicht von den Schüler:innen sie haben und welche Erwartungen sie an sie stellen.
Äußerst hilfreich für die Selbsteinsicht von Lehrkräften ist zudem, wie die jeweiligen Lehrer:innen-Typen ein Schuljahr planen und gestalten und welche Unterrichtsformen und -methoden sie aus welchen Gründen bevorzugen. Diese Passagen sind sicher dazu geeignet, dass die Fachkräfte auch mal über sich selbst lachen und ihre Präferenzen später eventuell hinterfragen können sowie bereit sind, ihr Methodenrepertoire zugunsten der Diversität unter den Schüler:innen zu erweitern.
Dieses Buch gehört meines Erachtens in jede Bibliothek einer Lehrkraft. Die Schüler:innen müssen viele Stunden mit uns Lehrpersonen zubringen. Wir unterrichten, wir fördern, wir beurteilen, sanktionieren und – im schlimmsten Fall – traumatisieren wir sie. Deshalb sind wir es ihnen schuldig, dass wir uns reflektieren, hinterfragen und unsere aus Sicht der Schüler:innen „schwierigen“ Seiten erkennen und einen konstruktiven Umgang mit ebendiesen lernen, sprich: uns weiterentwickeln. Das Buch von Marcus Damm leistet dazu einen wertvollen Beitrag.